Glasfaserausbau 2030: Warum die Kupferabschaltung Deutschland spaltet

Admin User
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Graffiti-bedeckter Zug mit sichtbaren Kabeln, Häuser mit Fenstern im Hintergrund.

Glasfaserausbau 2030: Warum die Kupferabschaltung Deutschland spaltet

Deutschland steht vor einem seiner größten Infrastrukturprojekte der letzten Jahrzehnte: dem Ersatz der Kupfernetze durch flächendeckende Glasfaseranschlüsse. Die Bundesregierung strebt an, dass bis 2030 zwischen 95 und 100 Prozent aller Haushalte über einen Glasfaseranschluss verfügen, während die Kupfernetze spätestens bis 2032 schrittweise abgeschaltet werden sollen. Doch Branchenverbände und Telekommunikationsanbieter sind uneins, wie – und vor allem wie schnell – dieser Wechsel vollzogen werden soll.

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat Pläne vorgelegt, um die Umstellung zu beschleunigen. Wettbewerber, darunter Verbände wie Breko und VATM, unterstützen die Initiative und kritisieren den bisherigen Ansatz der Bundesnetzagentur. Sie argumentieren, dass klarere Regeln Marktverzerrungen verhindern und kleineren Anbietern den Wettbewerb erleichtern würden.

Breko fordert ein "universelles Initiativrecht", das es Glasfaseranbietern ermöglichen soll, die Abschaltung der Kupfernetze zu erzwingen, sobald eine bestimmte Abdeckungsquote erreicht ist – selbst wenn die Deutsche Telekom Widerspruch einlegt. Zudem verlangt der Verband Sonderkündigungsrechte, um Wiederverkäufern den Wechsel von Kunden auf Glasfasernetze zu erleichtern. Die Telekom hingegen betont, ihr bestehendes Netz biete bereits glasfaserähnliche Geschwindigkeiten von bis zu 250 Mbit/s und warnt, eine vorzeitige Stilllegung sei wirtschaftlich nicht vertretbar.

Die Deutsche Telekom wehrt sich gegen politisch vorgegebene Abschaltfristen und behauptet, diese verstießen gegen deutsches Verfassungsrecht sowie EU-Vorgaben. Das Unternehmen argumentiert zudem, dass die Abschaltung von VDSL-Kunden zu Vodafones Koax-Netzen treiben könnte, die fünfmal mehr Energie verbrauchen als reine Glasfaserlösungen. Vodafone hingegen unterstützt die Forderung nach verbindlichen Fristen, um Wettbewerbsnachteile zu vermeiden.

Branchenverbände wie der GdW, der die Wohnungswirtschaft vertritt, befürworten zwar den Glasfaserausbau, fordern aber Preiskontrollen sowie eine Mindestvorlaufzeit von 24 Monaten vor der Abschaltung der Kupfernetze. Der DIHK, der die Interessen der deutschen Wirtschaft vertritt, warnt vor überstürzten Schritten: Eine voreilige Abschaltung ohne zuverlässige Alternativen könnte die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gefährden.

Die Debatte offenbart tiefe Gräben zwischen Anbietern, Regulierungsbehörden und Wirtschaftsverbänden. Während die Regierung auf einen zügigen Glasfaserausbau drängt, sind Streitfragen zu Fristen, Kosten und fairen Wettbewerbsbedingungen noch ungeklärt. Die Entscheidung wird Deutschlands digitale Infrastruktur – und damit auch seine wirtschaftliche Zukunft – auf Jahre hinaus prägen.