Admin User
2 Min.
Der Umschlag des Buches "St. Nicholas für November" zeigt Santa Claus und ein Kind.

Die Wahrheit

Die Wahrheit

Allgegenwärtig in Bayern: Vor Weihnachten wird in Bayern noch immer das Gedicht „Heilige Nacht“ des nach wie vor beliebten Antisemiten Ludwig Thoma rezitiert.

Die Debatte über das Erbe Ludwig Thomas, eines umstrittenen bayerischen Schriftstellers, dessen antisemitische Werke bis heute weit gefeiert werden, hält an. Trotz wiederholter Forderungen von Aktivisten, jüdischen Gemeinden und einigen Politikern blieben Straßen und Schulen, die seinen Namen tragen, unverändert. Lokale Widerstände, rechtliche Hürden und eine gespaltene öffentliche Meinung blockieren seit Jahren Umbenennungsversuche.

Ludwig Thomas Gedicht „Heilige Nacht“ aus dem Jahr 1906 wird in Bayern noch immer alljährlich zu Weihnachten vorgetragen. Der Text verspotten die Reise von Maria und Josef nach Bethlehem mit abwertenden Klischees – und ist doch fester Bestandteil der Festtagstradition. Der Schauspieler Enrico de Paruta trägt das Gedicht jährlich vor ausverkauften Häusern in München, Ingolstadt und Regensburg vor.

Doch Thomas Hetze beschränkte sich nicht auf Lyrik. Seine antisemitischen Artikel für den „Miesbacher Anzeiger“ werden kaum thematisiert, obwohl sein Name in Oberbayern Straßen und Schulen ziert. Kritiker werfen vor, dass damit seine ausgrenzenden Ansichten normalisiert würden. Umbenennungskampagnen stoßen auf massiven Widerstand. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter lehnte es ab, Thomass Namen von städtischen Straßen zu entfernen. Kommunen verweisen oft auf historische Kontinuität, Kosten oder bürokratische Hindernisse. Angesichts der gespaltenen öffentlichen Meinung tun sich Aktivisten schwer, Unterstützung zu mobilisieren.

Vorerst bleibt Thomass Name auf bayerischen Straßen und in Schulgebäuden präsent. Seine Schriften, darunter „Heilige Nacht“, sind nach wie vor fester Bestandteil kultureller Veranstaltungen – ohne nennenswerten Widerspruch. Das Scheitern, ihm gewidmete Orte umzubenennen, spiegelt die größeren Spannungen wider, wie mit historischen Persönlichkeiten umzugehen ist, deren Erbe von Diskriminierung geprägt ist.